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So sehe ich Sylt nach einem Jahr bei der „Sylter Zeitung“

Wo ist die Sylter Identität?

Foto: oh Wofür steht Sylt? Was macht die Insel aus? Nach rund einem Jahr auf Sylt bleibt ein widersprüchliches Bild.

Insel Sylt. Vor rund einem Jahr habe ich mein Leben nochmal auf den Kopf gestellt – Job gekündigt, Umzugskartons gepackt und ab nach Norden, nach Sylt. Arbeitskollegen und Freunde schüttelten den Kopf. „Wo willst du arbeiten? Auf dieser teuren Insel?“, waren noch die nettesten Fragen. Sie überschütteten mich mit Geschichten, die sie im Internet aufgeschnappt hatten und legten ausführlich ihre Vorstellungen über das „Schickimicki-Eiland“ dar – hohe Mieten, horrende Lebenshaltungskosten und unzählige Touristen täglich. Ich habe gelernt, dass jeder Mensch sein eigenes Bild von Sylt im Kopf hat. Es existieren unendlich viele davon, geprägt von eigenen Erfahrungen und persönlichen Einstellungen. Hat jemand seine Kindheit oder Urlaube auf Sylt verbracht, sind es meist wunderschöne Episoden von Tagen am Strand mit Familie und Freunden. Pendler fokussieren sich auf den Arbeitsplatz Sylt, auf die jahrelangen Probleme mit der Marschbahn oder unfreundliche Touristen. Einwohner beklagen wahlweise den Zustand der Straßen, die überfüllten Orte – und schimpfen über unfreundliche Touristen. Aber alle schwärmen von der einmaligen Natur, dem Meer, den herrlichen Sonnenuntergängen und den Dünen. Das alte Sylt, das nostalgische Bild der Insel wird häufig geradezu beschworen, verewigt in Bildbänden oder Kinofilmen. Eine Postkartenidylle, die es längst nicht mehr gibt. Sylt ist ein Image und liefert schöne Bilder, die sich gut vermarkten lassen. Für mich bleibt das Bild Sylts widersprüchlich. Die Insel ist ein Ort der Gegensätze. In den sozialen Medien kann man immer wieder lesen, wie viele Menschen es hierherzieht, egal ob als Tourist oder zum Leben und Arbeiten. Dagegen stehen diejenigen, die jeden Monat die Insel verlassen, die mit ihren Firmen und Familien ein neues Leben auf dem Festland starten.
Hier mangelt es nicht an Geld, Einkaufsmöglichkeiten, Ferienwohnungen und Hotels. Woran es beispielsweise mangelt, sind bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener oder Freizeitangebote für junge Leute, die nicht so einen dicken Geldbeutel haben. Es mangelt nicht an gutem Willen der Menschen hier oder engagierten Ehrenamtlichen in Feuerwehren oder Sportvereinen. Doch was mir fehlt, ist das Gefühl von Zusammenhalt auf der gesamten Insel, eine Sylter Identität. Was macht Sylt aus? In welche Richtung möchten wir uns entwickeln? Wie können wir enger zusammenarbeiten? Denn Sylt ist mehr als seine schönen Bilder, es ist ein Ort, der mit Leben gefüllt werden muss.


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 20.12.2023
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